Nachdem wir uns im ersten Teil mit der Gründungsidee, den persönlichen und fachlichen Voraussetzungen, Analysen sowie Rechtsform und Standortwahl beschäftigt haben, kommen wir nun zu zwei weiteren Punkten:
- Der Businessplan
Ein Businessplan (oder auch Geschäftsplan) stellt schematisch das Gründungsvorhaben dar und überprüft Chancen und Risiken. Er ist die Grundlage für die Gründung, dient auch Partnern, Banken und Kapitalgebern zur Bewertung strategischer Vorhaben und Projekte.
Der Geschäftsplan beinhaltet ausführliche Informationen über die Qualifikation des Gründers, den Angaben zum Produkt oder der Dienstleistung, der Marktanalyse mit der darauf basierenden Marktstrategie sowie einer nachvollziehbaren Finanz- und Umsatzplanung über einen Zeitraum von 3 Jahren. Der Businessplan enthält somit alle wichtigen Informationen für Kapital- oder Kreditgeber.
Der Businessplan sollte nicht zu umfangreich sein. Bereits das Inhaltsverzeichnis und die vorangestellte Zusammenfassung (Executive Summary) entscheiden über das Interesse des Adressaten, in der Regel Kapitalgeber. Banken verlangen ggf. die Angaben zu dem Gründungsvorhaben auf bankindividuellen Formularen.
Nachstehende Informationsquellen können bei der Erstellung helfen:
- Handwerkskammern
- Industrie- und Handelskammer (IHK)
- Statistisches Bundesamt
- DATEV-Betriebsvergleich (über Steuerberater)
- Branchenstudien von Kreditinstituten
Folgende Punkte sollten im Businessplan stehen:
– Zusammenfassung (Executive Summary) – Unternehmer – Unternehmen
– Leistungsangebot – Zielgruppe – Markt – Mitbewerber – Absatz – Organisation
– Umsatzplanung – Kostenplanung – Personalplanung – Rentabilitätsplanung
– Liquiditätsplanung – Investitionsplanung – Finanzierungsplanung – Risiken
– Zukunftsperspektiven – Umsetzung/Realisierungsplan
- Die Finanzierungsplanung
Folgende Vorgehensweise ist zu empfehlen:
Erstellung eines Finanzierungsentwurfes unter Einbeziehung öffentlicher Fördermittel. Der Finanzierungsplan sollte auf Plausibilität und Tragfähigkeit durch Steuerberater oder Gründungscoach geprüft werden, bevor er der Hausbank oder den Kapitalgebern vorgelegt wird.
Welche Punkte gehören auf eine Checkliste zur Ermittlung des Kapitalbedarfs?
- Sachanlagen
– Grundstücke – Gebäude – Ein-/Ausbauten – Maschinen – Fuhrpark – Büroeinrichtung – Computer
- Immaterielle Anlagegüter
- Lizenzen – Patente – Firmenwert
- Warenlager
- Betriebsmittel
– liquide Mittel
Welche Finanzierungsformen kommen in Betracht?
Die Aufnahme eines Darlehens bei einer Bank (zumeist bei der Hausbank) stellt die klassische Finanzierungsvariante dar. Diese wird evtl. ergänzt durch öffentliche Fördermittel (Bund, Länder oder EU). Zu den Fördermitteln gehören:
– Darlehen – Zuschüsse – Investitionszulagen – Bürgschaften – Beteiligungskapital
Als weitere Finanzierungsmöglichkeit bieten sich Beteiligungsgesellschaften an. Hier wir unterschieden zwischen
Kapitalbeteiligungsgesellschaften, welche sich an langjährig bestehende Unternehmen beteiligen
oder
Venture-Capital-Gesellschaften (Wagnisfinanzierungsgesellschaften), welche sich typischerweise an
- Start-Up-Financing (First-Stage-Financing) zur Produktentwicklung bis zur Marktreife
oder
- Expansion-Stage-Financing (Second-Stage-Financing) zur Expansion oder Entwicklung weiterer Produkte beteiligen.
Business Angel
Als Business Angel beteilige ich mich in einer frühen Phase an dem Unternehmen. Neben der Kapitalinvestition spielen das Know-how und die Kontakte eine wichtige Rolle.
Durch Ihre Erfahrung stehen Sie dem Gründer in der Position als Aufsichtsrat oder Beirat zur Seite und fungieren als eine Art Coach.
Mezzanine Kapital
Das Mezzanine-Kapital stellt eine Mischform aus Eigenkapital und Fremdkapital dar. Unternehmen können bei einer Mezzanine-Finanzierung einerseits, ähnlich wie beim Eigenkapital, Genussrechte vereinbaren oder stille Beteiligungen mit dem Darlehensgeber festlegen. Andererseits kann ein partiarisches oder nachrangiges Dar-
lehen vereinbart werden. In diesem Fall wird das Mezzanine-Kapital zum Fremdkapital und so als Verbindlichkeit bilanziert.
Crowd-Finanzierung
Bei der Crowd-Finanzierung wird die Investitionssumme durch eine Vielzahl von Kleinbeteiligungen aufgebracht (Schwarmfinanzierung). Der Anleger erhält einen Festzins oder auch bei Produkten eine Vergütung durch das Produkt.
Es stellt eine Alternative zur restriktiven Bankfinanzierung dar.
Bürgschaftsbanken
Bürgschaftsbanken verstehen sich als Selbsthilfeeinrichtungen des Mittelstandes. An ihnen sind häufig Handwerkskammern, IHK, Innungen, Banken, Sparkassen und Versicherungen beteiligt; sie übernehmen Ausfallbürgschaften (Bankbürgschaften) z.B. für
- Existenzgründungen und Betriebsübernahmen
- Investitions- und Wachstumsfinanzierungen
- Betriebsmittel (auch Kontokorrentkreditrahmen)
Wie bereite ich ein Bankgespräch vor, wie führe ich es?
Einen Geldgeber interessieren insbesondere 2 Punkte:
- Besitzt der Gründer eine ausreichende Bonität und Kapitaldienstfähigkeit (störungsfreier Zins- und Tilgungsdienst während der Kreditlaufzeit)?
- Sind ausreichend Sicherheiten vorhanden?
Vorbereitung
Informieren Sie sich im Vorfeld:
- Welche Unterlagen wünscht Ihre Bank?
- Über die Ratingnoten Ihrer Banken und Sparkassen und die Bedeutung der Noten für deren weitere Kreditvergabebereitschaft
Die Bank oder Sparkasse erarbeitet eine Bewertung der Unternehmenssituation – das “Rating”. Dazu sind die Kreditinstitute nach den Vorgaben aus Basel II, Basel III und der Bankenaufsicht verpflichtet.
- Sprechen Sie mit Ihren kreditgebenden Banken und Sparkassen über die Ergebnisse des Ratings. Die Ratingergebnisse sind eine wesentliche Grundlage jeder Kreditentscheidung.
- Kann ich durch weitere Maßnahmen mein Rating verbessern?
Überlegen Sie sich vorher Ihre Strategie:
- Welche Sicherheiten biete ich an (Sicherungsübereignung, Grundschuld, Bürgschaften, Wertpapiere, Lebensversicherungen, Abtretung von Forderungen)?
- Wie präsentiere ich am besten meine fachliche, unternehmerische und kaufmännische Kompetenz?
- Ist es sinnvoll, dass Ihr Gründungscoach oder Steuerberater am Bankgespräch teilnimmt?
Bei der Vielzahl der Möglichkeiten und den umfangreichen Anforderungen empfiehlt es sich frühzeitig, einen Gründungscoach oder Steuerberater hinzuzuziehen, um Fehler von Beginn an auszuschließen.
Im Teil 3 befassen wir uns mit folgendem Thema:
Unternehmenskauf in der Krise und aus der Insolvenz