Kommt nach der Corona-Krise die Ressourcen-Krise ?

Allenthalben lässt sich der Tagespresse entnehmen, dass es Liefer- und Leistungsschwierigkeiten gibt. Die Nachfrage nach Wirtschaftsgütern und Dienstleistungen ist auf hohem Niveau vorhanden, aber das Angebot kann nicht mithalten. Besonders beeindruckend ist die Breitenwirkung des Ressourcenproblems. Engpässe in einzelnen Branchen hat es immer gegeben, aber diesmal betrifft es unterschiedlichste Wirtschaftsbereiche. Besonders auffällig ist dies seit längerem in der Bauwirtschaft, aber auch im Automotive-Bereich fehlt es an lieferbaren Autos. Die Preise für Gebrauchtwagen gehen durch die Decke und über Fahrräder wollen wir gar nicht reden.

Das durch die Corona-Krise viel geschundene Hotel- und Gaststättengewerbe hat Mühe, alle Gäste zu bedienen, und im Ferntourismus wird der totgesagte Airbus A 380 reaktiviert, um alle Passagiere aufnehmen zu können.

Es fehlt an Material, vom Fliesenkleber bis zum Chip, aber auch an menschlicher Arbeitskraft. Allerorten wird händeringend nach Personal gesucht und Migranten mit und ohne Ausbildung werden zum begehrten „Gut“. Wenigstens haben sich die Briten mit ihrem Brexit hinsichtlich ihrer eigenen Konkurrenzfähigkeit selbst geschadet. Das gesamtwirtschaftliche Ergebnis des Ressourcenproblems ist ein begrenztes Wirtschaftswachstum. Die Volkswirte sind sich einig, dass das BIP in 2021 um mehr als 5% gestiegen wäre, wenn alle Lieferprobleme das Ausmaß der Zeit von vor 2020 nicht überschritten hätten. Und dann wird noch alles teurer, Inflationsängste gehen um. Logisch, sagen die Volkswirte, wenn Wirtschaftsgüter und Dienstleistungen stärker nachgefragt werden, als das Angebot hergibt, steigen die Preise. Das sind nun mal die Gene der Marktwirtschaft. Man kann darüber schimpfen, aber wer will es Unternehmen wie Menschen verübeln, wenn sie für ihre Angebote ihre Preise erhöhen? Das war auch schon mal anders. In Zeiten von Angebotsüberhängen musste man preiswerter sein als die Konkurrenz und kam doch nicht vom Fleck. Das gilt natürlich auch für die menschlichen Ressourcen. Je begehrter ein Beruf bzw. eine ausgeschriebene Stelle ist, desto höher sind die Löhne. Derer bedarf es dann auch, um die steigenden Preise aufzufangen. Ist das ein Teufelskreis ohne Chance zum Entrinnen? Wenn Marktwirtschaft funktioniert, wird sich das Ganze beruhigen. Hohe Preise und hohe Deckungsbeiträge erhöhen die Ausbringungsmengen und locken andere Anbieter an. Größere Kapazitäten und mehr Konkurrenz wirken sich preisdämpfend aus, sobald ein Gleichgewicht zwischen Angebot und Nachfrage festzustellen ist. Wer möchte jetzt nicht in der Lage sein, ganz viele Chips in ganz kurzer Zeit produzieren zu können? Ist der Handwerksberuf wirklich schlimmer als Bildschirmgucken im Homeoffice? Regulatorische Eingriffe sollten jedenfalls vermieden werden, weil diese aller Erfahrung nach dem Staat und damit dem Steuerzahler nur Geld kosten. Das gilt zum Beispiel für den Woh-nungsbau. Der Staat ist weder der bessere noch der kostengünstigere Bauträger von Wohnungen, schon gar nicht unter den Regeln der EU-weiten Ausschreibungszwänge. Energiepreise entlasten? Nebenkosten den Vermietern aufbürden, damit bedürftige Mieter schön mollig warm heizen können? Teure Energie aus fossilen Brennstoffen hilft der Klimawende und sollte nicht subventioniert werden, um den erneuerbaren Energien größtmöglichen Entfaltungsraum zu belassen. Alles in allem haben sich die unternehmerischen Herausforderungen nicht gemindert. Den Ressourcenproblemen muss man mit Fantasie und Geschick begegnen. Natürlich bewahrheitet sich auch hier die Evolution: Wer sich am besten anpasst an die ständig sich ändernden Bedingungen, der hat die besten Überlebenschancen. Gestern durfte nichts verkauft werden, heute hapert es am Einkauf.